Brücke Flaz
Die Bedingungen für den Brückenbau in der reizvollen Landschaft der Champagna sind ungewöhnlich, da hier nicht ein natürliches Hindernis überbrückt werden muss, sondern dieses in Zukunft mit der Verlegung erst künstlich geschaffen wird. Ein Fluss muss erst gebaut , um dann von längst bestehenden Wegen überquert zu werden. Wir sprechen also bewusst von Querungen und verstehen unsere Bauaufgabe als landschaftsbildenden Vorgang, der umgekehrt ablaufen soll – erst Bau der Überquerungen, danach die Formung des Flussbetts.
Die Brücken sind zunächst Markierungen des künftigen Wasserlaufs und stehen gleichsam als Findlinge auf der Ebene. Selbstbewusst zeigen sie dem Betrachter an, dass sich die Ebene stückweise verändern wird, aber nicht negativ, denn der künstliche Flazlauf produziert seine spezielle Ästhetik, die sich in die grossräumige Engadiner Landschaft einfügen wird. Nach der Verlegung der Flaz , den Aufschüttungen und Anrampungen werden die Brücken immer noch als erratische Baukörper aus dem Terrain hervortreten und als erkennbaren Abfolge die landschaftliche Veränderung verständlich werden lassen.
Die Brückenserie ist monolithisch und versucht nicht die künstlich geschaffene Ufersituation zu harmonisieren. Sie kompensiert die aufwändigen Flazdämme und Rampenaufschüttungen durch die Stärke ihrer einfachen Form und ist aus der Ferne als Übergang in der Ebene sichtbar. Wie ein Teppich läuft der Asphalt über den Baukörper, ohne die volle Konstruktionsbreite auszunutzen. Die Geländer, die sich wie ein landwirtschaftlicher Zaun längs des Wegs über die Brücke ziehen, sind von den Aussenkanten abgerückt und für der Loipennutzung überhöht. Sie bestehen aus robusten Stahlprofilen mit durchgespannten Drahtseilen, die transparent wirken, aber einen sicheren Abschluss gewähren. Der Brückenkörper selbst hat keine sichtbaren Details und soll durch seine Scharfkantigkeit und schalungsglatten Oberfläche entmaterialisiert werden.


Bauherrschaft | Gemeinde Samedan |
Aufgabe | Neubau von vier Flazbrücken |
Zusammenarbeit | |
Bereich | Entwurfskonzept, Architektonische Gestaltung |
Stand | Wettbewerb, 2002 |