Häutungen
Angesichts der visuellen Überflutung mit Bildern und deren Abbilder, wächst die Unsicherheit auf der Suche nach deren Vorbildern. Ein Ausweg aus der Irritation ist das Vertrauen auf das eigene Gefühl – letztendlich Ausdruck eigener Erfahrungen. Gegenüber der Stadt mit Ihrer gebauten Struktur, erleben wie uns als Teilnehmer einer kulturellen Gemeinschaft; gegenüber dem See mit seiner natürlichen Struktur als Individuen einer unbewussten, allenfalls erahnten Ordnung. Auf dem Quai gehend, spürt man auf der einen Seite den Stadt–, auf der anderen den Seekörper. Der Quaiboden stuft sich in feinen Texturnuancen – Platten, Asphalt, Blumenrabatten, Stufen, gehauene Steine, unbehauene Steine – bis hin zur Wasseroberfläche ab. Die Grenze der beiden Körper manifestiert sich durch eine Linie – dem Ufer. Der See zeigt uns nur seine Oberfläche, die sich wie eine haut von Ufer zu Ufer spannt. Wir zeigen den Übergang zur Stadt, der als dynamische Linie zwischen den Gegensätzen vermittelt. Wir markieren eine Stelle mit einer „Skulptur“, die die Bedeutung des Sees – angeschwemmt aus der Tiefe – ins Bewusstsein ruft.
Die Haut, die den See bewahrt: Seine Würde, seine Geheimnisse und seine Mythen. Die Haut, die ihn schützt vor den Millionen von Voyeurs und einschneidenden Kielen. Sie ist fiktiv, dehnbar und undurchsichtig.
Wir packen die grossen Steine ein , die heute die Grenze bilden zwischen der künstlich strukturierten und gebauten Stadt und dem sich ins „Unendliche“ erstreckenden See. Der Stadtwanderer, der aus dem Stadtgefüge kommend von der freien Sicht auf den See eingenommen wird, setzt sich diesen Gegensätzlichkeiten aus. Erst wenn er auf der, mit grob zugehauenen Steinen bewehrten Uferböschung zum Wasser hinuntersteigt, wird er mit einer neuen Ufersituation konfrontiert.
Die Haut symbolisiert Schutz im ureigensten Sinn. Schutz vor Kälte, Hitze, Nässe und Austrocknung; die Urform der Architektur in ihrer Funktion reduziert auf Hülle und Struktur. Die Hülle als vermittelnde Membran zwischen Aussen und Innen. Die Hülle, die als Kontur Bilder produziert, die in Sprache umgesetzt werden.
Bauherrschaft | Schweizerische Eidgenossenschaft |
Aufgabe | Ausstellung Architektur 700 Jahr Feier Schweiz |
Bereich | Projekt und Realisation |
Stand | 1991 ausgeführt |
Bausumme | 35’000 CHF |